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Qualifikationsphase 2.2 - Demokratische Identität
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(5) Nachträge zu inhaltlichen Vorgaben
(a) Lernzielentwicklung zwischen 49 und 89 (b) Professionalisierung
(c) WEB 2.0: Texte: T1: Hassverbrechen -
T1: Digitalisierung schon in der KITA? - T3: Massenspaltungsmedium (d)
Bildungsbegriff als Ergebnis unserer Gesamtüberlegungen
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(4) Demokratisches Rollenspiel und demokratische Grundqualifikationen
(Krappmann)
Lothar Krappmanns Überlegungen bilden nun den Abschluss. In seinem
Buch "Soziologische Dimensionen der Identität" mit dem
Untertitel "Strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen"
hat er untersucht, wie Gesellschaft und Gesellschaftsmitglieder strukturiert
sein müssten, damit das in der Praxis gelingen kann, was wir in der
12 als Meads Ideal kennengelernt haben. Die Grundqualifikationen
Krappmanns machen sehr praktisch deutlich, wie man mit seinen Mitmenschen
kommunzieren sollte, damit ein gleichberechtigtes, friedliches und freies
Miteinander möglich ist. Hier gibt es auch einen unmittelbaren
Zusammenhang mit unseren Überlegungen zum Thema "Interkulturelle
Pädagogik", zu der wir ja gesagt und erkannt hatten, dass in
globalisierten Zeiten jede Pädagogik interkulturelle Pädagogik sein muss.
Unser Kernsatz dazu war ja, dass demokratische Bildung und demokratisches
Wollen nur dann erreicht werden kann, wenn in der alltäglichen, zumindest
erzieherischen und schulischen Praxis, sich immer wieder erweist, dass
eine Praxis, die auch dem Anderen seine Wahrheit lässt, die coolere
Lebensart ist, zu der man sich freiwillig entscheidet und bekennt.
Wissen um Demokratie hilft nichts. Können von Demokratie macht noch kein
Wollen von Demokratie. Die Krappmannschen Grundqualifikationen helfen aber
dabei, Demokratie zu können. Dann kann sie klappen und man will sie auch.
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Qualifikationsphase 2.1 - Demokratie in Erziehung und Bildung
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(3)
Demokratie, gelebt und gefördert in der Moralentwicklung
Die vorherigen Themen, interkulturelle Pädagogik und Demokratieförderung
in Schule am Beispiel von Alternativschulen, münden nun in das Thema
Moralentwicklung mit besonderem Blick auf Kohlberg. In der globalen Welt
ist Moral ein Thema, zu dem es nicht mehr die tendenziell eine, z.B.
christliche Antwort gibt. Was moralisch erlaubt ist, ist umstrittener den
je. Gewiss kann man sich rasch darauf einigen, dass die Taten des IS
unmoralisch sind, auch wenn die IS-Kämpfer dazu ganz anderer Meinung zu
sein scheinen. Kohlbergs Theorie zur Moralentwicklung betrachtet zunächst
einmal, wie sie überhaupt Moral bei uns von Anfang an entwickelt. Seine
Theorie gilt so gesehen eingangs für alle Kulturen. Wir wachsen zunächst
in der Eltern auf und zunächst ist für uns moralisch gut und böse, was für
die Eltern gut und böse ist. Welcher Religion oder Kultur die Eltern
angehören, spielt dabei keine Rolle. Das hatten wir ja auch schon bei
Lessings Ringparabel gesehen. Dort sahen wir, dass aus dieser Perspektive
zunächst einmal jeder das Recht hat bzw. keine andere Möglichkeit hat,
genau das für gute und böse zu halten, was die Eltern für gut und böse
halten. Das ist bei Kohlberg die präkonventionelle erste Phase. Das
Konventionelle der Moral ist dem Kind noch nicht sichtbar. Es lebt in der
einen Moralwelt der Eltern. Dann kommt die konventionelle Phase. Es wird
sichtbar, dass Moral etwas Konventionelles ist, etwas das auf Übereinkunft
beruht, nicht ewig gültig und somit veränderbar ist. Hier werden die
Autoritären schon Widerspruch erheben. Gewiss gebe wohl Konventionen, aber
z.B. die Relgionsführer wüssten, was auf keinen Fall verhandelbar ist. So
wird der Andersgläubige oder der sog. Ungläubige rasch zum schlechteren
Menschen. Das Tor zur Barbarei öffnet sich. Bei Kohlberg bleibt es jedoch
fest geschlossen. Anhand von Dilemma-Debatte wird deutlich, dass jeder -
zumindest in unserem demokratischen Kulturkreis - in der letzten Phase der
postkonventionellen Phase erkennt , dass es am Ende immer darauf ankommt,
zu den vielschichtigen moralischen Fragen eine eigenständig verantwortbare
eigene Position zu haben. Keiner kann sich hinter vermeintlich sicheren
Regeln verstecken, jeder muss moralisch Farbe bekennen und seine Position
mit in den Diskurs einbringen, der die koventionelle Moral fortentwickelt.
Seyran Ates würde sagen, der die transkulturellen Werte fortschreibt.
Entsprechen fordert Kohlberg für Schule das, was er in seinem
Just-Community-Konzept vorstellt. Er will eine Schule, die anders als
unsere existierende Schule, die meisten Schulfragen basisdemokratisch
selbst entscheidet. Schüler, die die Schule verlassen, sollen im
Schulleben erfahren haben, dass mithilfe eines Schulparlamentes und
mithilfe von gewählten Justizkommitees das Schulleben nicht von außen,
sondern von innen heraus erfolgreich steuerbar ist. Genau das hatten wir
auch schon beim Thema interkulturelle Pädagogik als Leitsatz entwickelt,
dass man nur zum Demokraten wird, wenn man erlebt, dass Demokratie
funktioniert. Denn Demokrat wird man nur freiwillig.
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(2) Demokratie, gelebt und gefördert in der Schule
(PISA/Alternativschulen)
Beim Thema (1) haben wir eine klare Vorstellung davon entwickelt, dass
Demokratie im Kern stets meint, dass man den Begriff der absoluten, der
einen Wahrheit verabschieden muss, damit es überhaupt Sinn macht,
miteinander demokratisch zu diskutieren. Nur wenn der Andere auch Recht
haben könnte, macht es Sinn mit ihm zu reden. Dann betrachten wir ihn als
jemanden, der uns weiterhelfen könnte, so wie wir ihm weiterhelfen
könnten. Dann ist gegenseitiger Respekt logisch. Dann ist meine Freiheit
bis zur Grenze der Freiheit der Anderen, weil die Anderen auch so denken
und handeln, abgesichert und hat eine Zukunfstperspektive. Und genau das
muss Schule erlebbar machen, dass diese Art demokratisch miteinander zu
leben, die coolere Lebensart ist, die Lebensart, der sich Beteiligte gerne
freiwillig anschließen wollen, auch wenn sie zunachst einmal mit einer
Wahrheit zuhause groß geworden sind (s.a. Thema. Kohlberg, das noch
folgt). Was dass nun in Schule heute konkret bedeutet, ist nun hier das
Thema: Zunächst werfen wir einen historischen Blick in DDR, denn kann
sichtbar werden, was geschieht, wenn vom Staat eine Wahrheit vorgegeben
ist. Den
Film "Das Leben der Anderen" sahen wir dazu vor den Ferien. Nun
werfen wir einen Blick in Staatsbürgerkunde Bücher der DDR. Das Fach
Staatsbürgerkunde gab es dort von der 7. bis zur 10. Klasse. Wir sehen in
Bücher der 7. und 9. Klasse und untersuchen arbeitsteilig, was man in der
DDR in Staatsbürgerkunde wissen, können und wollen sollte. Eure
Ergebnisse zeigen deutlich, dass jeder Unterricht in Staatsbürgerkunde
darauf hinauslief, die politischen und historischen Ereignisse so zu
deuten, dass die sozialistisch kommunistische Sicht als einzig wahre übrig
blieb. Alles Wissen wurde so eingeordnet, alles
Können darauf abgestellt, genau dieses eine Wissen beispielhaft
anzuwenden, alles Wollen wurde so vorgegeben, dass jeder
sich der Führung der Arbeiterklasse durch die SED auf dem Weg zum
Sozialismus und Kommunismus anzuschließen hatte. Wer das nicht tat, z.B.
nicht bei den jungen Pionieren und dann bei der FDJ mitmachte, geriet ins
gesellschaftlich Abseits, wurde zum Feind und dann so behandelt, wie wir
es z.B. im Film "Das Leben der Anderen" gesehen haben.
So sehen wir in ehemaligen DDR einen Staat, der seine Bürger nicht fragt,
wohin ihr Weg soll. An der für die ganze DDR verpflichtenden einen Reihe
von Staatskundebüchern wird klar, dass alle in eine Richtung denken und
handeln sollten. Der Titel der gerade im Hans-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum
laufenden Ausstellung über die Staatssichrheit in der DDR "Feind
ist, wer anders denkt" macht in aller Kürze klar, was eine
Diktatur ausmacht. "Freund ist, wer anders denkt" wäre
dann der Titel, den eine Ausstellung zur Demokratie tragen müsste. Denkt
man so, dann kann es nicht wie in der DDR um den einen vorgeschriebenen
Weg für alle in der Gesellschaft gehen, sondern es muss darum gehen,
mangels der einen Wahrheit und angesichts der vielen Wahrheiten der
Individuen immer wieder demokratisch neu zu bestimmen, was nun der
gemeinsame Weg sein soll. Um so stets neu den nun besseren Weg zu finden,
benötigt man die Vielfalt der Vorschläge der andersdenkenden
demokratischen Individuen: Je vielfältiger die Vorschläge, um so besser
die möglichen Lösungen. Mit Blick auf den allgemeinen Teil der
Richtlinien für die Schulen in NRW sowie entsprechende Passagen der
Landesverfassung NRW und mit Blick auf unsere Ergebnisse zum Them
interkulturelle Pädagogik bearbeiten wir die Frage, auf welche obersten
Lernziele es denn in einem demokratischen Staat geht, in dem Freund ist,
wer anders denkt.
Dann sehen wir der Film "Treibhäuser der
Zukunft", einen Film über Reformschulen in Deutschland, und
untersuchen, welche Lerninhalte, Methoden, Verfahren und
Schulorganisationsformen am besten zu obersten demokratischen Lernzielen
passen und machen aus dieser Sicht Vorschläge für eine ideale
demokratische Schule.
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(1) Demokratie, gelebt und gefördert im Zusammenleben der Kulturen
(Lessing, Dahrendorf, Ates)
Interkulturelle Pädagogik, dieses Thema ist vor allem in Zeiten der
Flüchtlingskrise ein vielfach diskutiertes Thema. Aus pädagogischer
Perspektive geht es nicht darum, z.B. Frau Merkel gegen Herrn
Seehofer zu unterstützen oder umgekehrt. Pädagogen müssen in aller erster
Linie überlegen, wie es konkret klappen kann, dass Menschen aus
unterschiedlichsten Kulturen ein gemeinsam friedliches Zusammenleben
erlernen können. Das ist nicht erst seit der Flüchlingskrise eine wichtige
Aufgabe. Denn in unserer mehr und mehr globalisierten Welt ist es für die
Zukunft eigentlich gar nicht mehr vorstellbar, dass nur Menschen z.B.
eines Glaubens in einem Land zusammenleben.
Nach ersten Überlegungen zum Fall Hasan sahen wir, dass ein zentrales
Problem interkultureller Pädagogik darin besteht, dass das Zusammenleben
von Menschenm aus unterschiedlichsten Kulturen und Religionen vor allem
dadurch schwierig werden kann, dass unterschiedliche Lebenswahrheiten
aufeinanderstoßen. Die unterschiedlichen "Götter" fordern von ihren
Gläubigen Dinge, die im gemeinsam gelebten Alltag kaum zusammenpassen. Was
die einen ganz normal tun, müssen die andern für zutiefst verachtenswert
halten und umgekehrt. Dieses Phänomen führt seit von den Kreuzzügen bis
zum sogenannten "Islamischen Staat" heute immer wieder zu Leid, Krieg und
Tod. Dieser fatalen Falle müssen wir entkommen, dass die einen glauben,
mehr oder gar den Zugang zu dem zu haben, was gut und böse bzw. wahr und
unwahr ist. Dazu machte bereits im Jahre 1779 Gotthold Ephraim Lessing
in seinem Theaterstück "Nathan der Weise" mit seiner
Ringparabel einen wegweisenden Vorschlag. Von diesem ausgehend wird
über Dahrendorfs Überlegungen klar, dass das eigene freie Leben nur dann
möglich ist, wenn die eigene Freiheit die Grenze an der Freiheit des
Anderen findet und umgekehrt. Es kann bzw. darf nicht nur eine Wahrheit
geben, es muss viele individuelle Wahrheiten geben, ansonsten ist
friedliches interkulturelles Leben unmöglich. Wer für sich allein mehr
Wahrheitsbesitz reklamiert, tut nur so, als ob er den besseren Gott kennt
oder seinem Gott näher sei. In der Praxis geht es dabei letztlich immer um
mehr Macht über andere Menschen. Weihrauch will dieses Machtbegehren
vernebeln.
Diese Überlegungen und eine
Anne-Will-Sendung zum Beschneidungsverbot führen zur
Lektüre des Textes
"Interkulturelle Pädagogik". Hier wird der oben dargelegte Gedanke
detaillierter ausgeführt. Im Kern geht es um die These, dass das der freie
Mensch sich die Frage von gut und böse bzw. von wahr und unwahr nicht von
außen beantworten lässt, sondern nach Kant den Mut haben soll, sich zur
Beantwortung dieser Frage seines "eigenen Verstandes zu bedienen". Ob wir
frei zusammenleben hängt also nicht davon ab, ob uns einer diese Freiheit
gewährt, sondern wir müssen immer wieder sie eintreten. Für Pädagigogen
heißt dass, dafür zu sorgen, dass die bei uns
Aufwachsenden zumindest in Kindergarten und Schule täglich erfahren, dass
ein respektvoller gegenseitig freier Umgang bis zur Grenze der Freiheit des
Anderen die coolere Lebensart ist, zu der ich mich freiwillig bekennen
will,
weil sie praktisch überzeugt. Klappts praktisch nicht, helfen auch alle
Philosophien nicht, kein Lessing, kein Kant, kein Dahrendorf. Insofern ist
vielleicht die Intergration eines Syrers, der mit großen Hoffnungen auf
die Demokratie nach Europa kommt viel einfacher, als die Intergration
eines Landbewohners in Mecklenburg-Vorpommern, dessen
Demokratiefrustration so groß ist, dass der nur noch Hoffnung in die
Rattenfänger der AFD-Oberen setzt. Das demokratische Zeitalter geht dann
zu Ende, wenn keiner mehr wirksam dafür sorgt, das Demokratie klappt,
funktioniert bzw. praktisch überzeugt. Das wird auch an diesem
Aufmacher der Wochenzeitschrift "DIE ZEIT" vom 4.8.16 krass deutlich.
Der im Haupttext
"Interkulturelle Pädagogik" entwickelte Gedankengang führt dann auch
noch
Seyran Ates und
Navid Kermani, eine Muslima und ein Muslim, von denen wir in Sachen
Demokratie und Interkulturalität viel lernen können.
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