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Demokratische Schule und (3)
Moralentwicklung
(Die hier fett gedruckten Begriffe entstammen den inhaltlichen
ABI-Vorgaben)
Beim Thema "Interkulturelle Pädagogik" haben wir festgestellt
(s.(1)), dass in der globalisierten Welt alle Pädagogik interkulturelle
Pädagogik sein muss, deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass Menschen
unterschiedlichster Herkünfte einen friedlichen Weg finden, demokratisch
bzw. gegenseitig respektvoll miteinander zu leben. Diese Aufgabe kann nur
erfüllt werden, wenn die Einzelnen davon ablassen, ihre Wahrheiten für
allgemeingültig zu halten, und den Anderen die Möglichkeit zugestehen:
"Du könntest auch Recht haben."
Diese demokratische Haltung kann nicht "auswendig" gelernt, sondern muss
verinnerlicht werden. Man muss Demokrat sein wollen. Zu diesem
demokratischen Wollen kann nur eine alltäglich gelingende demokratische
Praxis erziehen, die zumindest in der Schule praktiziert und der oftmals
rauen Wirklichkeit idealtypisch entgegenzusetzen wäre.
Von dieser
Prämisse ausgehend untersuchen wir nun, wie eine Schule der Demokratie zu
organisieren und zu gestalten ist, sodass demokratische Praxis in ihr
überzeugend gelingt. Das setzen wir dann in Bezug zu funktionierenden
Alternativschulen in Deutschland ("Treibhäuser der Zukunft") und zur
Schultheorie von Lawrence Kohlberg ("Just Community").
Kohlberg begründet sein Schulkonzept mit seiner Theorie der
Moralentwicklung. Wir begründen unsere Vorstellung
demokratischer Schule im Kern mit interkultureller Pädagogik. Hier
schließt sich dann der Kreis: Moralentwicklung und Interkulturelle
Pädagogik haben das Kernthema gemeinsam, dass die Frage, was gut und böse
ist oder was gelten soll und nicht sein darf, nicht von dem Besitzer der
einen Wahrheit, sondern von den vielen Besitzern individueller Wahrheiten
in rationaler Verhandlung bestimmt werden muss.
Aus dieser Perspektive
betrachten und beurteilen wir dann - ganz lehrplangemäß - die
"Lernzielentwicklung in der BRD von 49 bis 89". Dieses Thema kann
dann besser eingeordnet werden, wenn man - wiederum ganz lehrplangemäß -
einen kurzen Blick auf die Zeit davor, die "Erziehung im
Nationalsozialismus", und parallel dazu einen Blick auf die
Erziehung in der ehemaligen DDR wirft.
Abschließend
führen die oben skizzierten Denklinien dazu unter dem Aspekt pädagogischer
Professionalisierung in verschiedenen Institutionen, die (a) Funktionen von
Schule nach Fend zu betrachten und sich Gedanken darüber zu
machen, welche (b)Chancen und Grenzen pädagogischen Einwirkens in der
Vorschule existieren und welche (c) Begriff von Bildung
und Identität mit Blick auf die Möglichkeiten und
Grenzen pesönlicher Lebensgestaltung mit Blick auf Bildung und Beruf all diesem zugrunde gelegt werden
muss.
(a) Funktionen von Schule: Bei der
Betrachtung der Lernzielentwicklung nach 49 ging es immer wieder darum,
einerseits die gesellschaftlichen Konflikte deutlich nicht auszuklammern
und die Individuen in diesen Konflikten zu stärken, andererseits aber auch
den Individuen weiterhin deutlich bleiben zu lassen, dass gesellschaftlich
friedliches Zusammenleben nur dann funktionieren kann, wenn klar benannte
Konflikte und ebenso klar angestrebte Kompromisse zusammengedacht werden.
Das entspricht auch ganz deutlich unserer Theorie einer interkulturell
demokratischen Pädagogik, die fordert, dass zur Demokratie nur eine
gelingende demokratische Praxis führt, die im Alltag überzeugend erlebbar
macht, dass es in demokratischen Strukturen gelingen kann, trotz aller
Konflikte ein respektvolles Miteinander zu leben. Dieses beiden Aspekte
sind und schon oft begegnet: + bei Hurrelmann zwischen
Integration/Soziation und Individuation sowie dazwische notwendiger
produktiver Realitätsverarbeitung + bei Mead zwischen ME und I sowie
nur in diesem Schnittpunkt denkbarer ausgewogenen SELF-Entwicklung +
bei Erikson zwischen Malignitäts- und Fehlanpassungstendenzen sowie
dazwischen zu haltender Balance. Wenn nun aus sozialwissenschaftlicher
Sicht auf die Schule gesehen wird und die Frage gestellt wird, welche
Funktionen die Schule in Gesellschaft erfüllt, dann treten die gerade
genannten gegeneinander stehenden Aspekte wieder zu Tage. Auch die Schule
stellt legitimiert durch die Gesellschaft einerseits Forderungen an die
SuS, sich einzupassen, anderseits will sie ausdrücklich, zumindest bei
uns, dem Einzelnen gerecht werde, ihn gleich behandeln und befähigen, sein
eigenes Leben so in die Gesellschaft einzubringen, dass sowohl er und die
Gesellschaft gut miteinander können.
(b) Chancen und
Grenzen pädagogischer Einwirkungen und in Vorschuleinrichtungen
Hier blicken wir unter Rückgriff auf Entwicklungstheorien und
Identitätskonzepte aus Q1 und Q2 auf die Bedeutung der
Vorschuleinrichtungen heute und Chancen und Grenzen, die sich dort für
professionalisierte Erzieher ergeben.
(c) Bildung und
Identität - Möglichkeiten und Grenzen persönlicher Lebensgestaltung mit
Blick auf Bildung und Beruf Hier entwickeln wir zunächst aus
unseren Überlegungen in Q1 und Q2 heraus einen Begriff von Bildung,
kontrastieren diesen mit Überlegungen von Hartmut von Hentig und schauen
dann im Blick auf unsere Fallbeispiele aus Q1 und Q2 auf die o.g.
Möglichkeiten und Grenzen.
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(1)
Demokratie, gelebt und gefördert im Zusammenleben der Kulturen
(Lessing/Dahrendorf/Ates) - Interkulturelle Pädagogik
In der globalisierten Welt muss
Pädagogik stets interkulturelle Pädagogik sein. Immer geht es heute um die
Frage, wie die "Wahrheiten" der Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen
und Religionen so miteinander zusammenleben können, dass aus diesen
Unterschieden Gewinn gezogen werden kann und kein Krieg der Kulturen
entsteht. Wenn Lessing es für zielführend hält, den Glauben an die eine
Wahrheit zu verabschieden, weil die nicht zu erkennen ist, dann hat Kant
Recht, der sagt, dass man sich dann, seines eigenen Verstandes bedienen
soll, um so der Unmündigkeit, von anderen geleitet zu werden, zu entgehen.
Ralf Dahrendorf denkt eigentlich genau so, indem der klar macht, dass die
eine Wahrheit mit der Freiheit der Individuen nicht zusammenpasst und
insofern der Wille, frei zu leben, es verbietet, nach der einen Wahrheit
zu streben, die erkenntnis- oder wissenschaftstheoretisch - glücklich für
die Freiheitsfreunde - ohnehin nicht begründet werden kann. ...
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