|
|
Gesammelte Lerninhalte
Die inhaltlichen Vorgaben, aufgeteilt auf 4 Inhaltsfelder, bieten wenig
inhaltlichen Zusammenhang. Unsere Liste bringt in die Inhaltsfelder eine
Struktur und zählt dazu auf, was wir dazu besprochen und gelernt haben.
|
|
(5) Pädagogische Professionalisierung - Chancen und Grenzen
pädagogischer Einwirkungen in Vorschuleinrichtungen
Schon bei unserem Lernwochenende haben wir uns bei allen wiederholten
Themen gefragt, in welchen pädagogischen Berufen und bei welchen
pädagogischen Zielgruppen die jeweils besprochenen Themen notwendig
professionelles Wissen darstellen, ohne das jemand seinen Beruf nicht
sachgemäß ausführen könnte. Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern sahen
wir, dass bei dieser Zielgruppe in der Ausbildung für entsprechende
Erziehungsprofis Namen wie Piaget, Freud. Erikson, Mead und Montessori auf
keinen Fall fehlen dürften. Schon dabei war aufgefallen, dass sich die
Frage aber auch bei Eltern stellt. Denn die Kinder befinden sich trotz
aller Betreuungszeiten in Krabbelgruppen, Kindertagesstätten und
Kindergärten dennoch die meiste Zeit ihres jungen Lebens in ihrer Familie
und haben dort die ihre grundlegenden emotionalen "Ankerplätze im
Familienhafen". Hier stellt sich nun die o.g. Themafrage: Welche Chancen
und Grenzen haben alle staatlichen Erziehungsangebote in der Vorschulzeit?
In diesem Zusammenhang kommen wir auf den großen Kindergarten-Pädagogen
Gerd E. Schäfer, bringen ihn wiederholend mit Mead in Zusammenhang und
schauen noch einmal auf die Reformpädagogik und dort auf die uns bekannte
Montessori-Pädagogik und vergleichen diese mit der
Jena-Plan-Schule, die
uns im Film "Treibhäuser" der Zukunft schon einmal begegnet ist.
|
|
(4) Erziehung im Nationalsozialismus + Erziehungsziele
und Erziehungspraxis in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1989
Nach allen Überlegungen zur demokratischen Schule und zur Funktion von
Schule in einer demokratischen Gesellschaft schauen wir nur mit
hoffentlich gefestigtem demokratischen Blick auf das Gegenteil, um an
diesem Gegenteil noch deutlicher zu erkennen, dass das Demokratische zwar
nicht immer vollkommen ist und alle Probleme löst, dennoch aber gemessen
an undemokratischen bzw. diktatorischen Verhältnissen die weitaus beste
Möglichkeit und vielen schlechten ist. Wir sehen dazu den Film NAPOLA,
der extrem viel über das nationalsozialistische (Bildungs-)System und sein soziales
Funktionieren sagt. Fragen, die beim Sehen des Films auf dem Hintergrund
unserer bisherigen Themen von (1) bis (3) in den Blick genommen werden
sollen, sind: (a) Wofür stehen die Hauptpersonen: Albrecht, Friedrich
und Siegfried und andere wie der Schulleiter, der Gauleiter, der
Lehrer für Deutsch und Boxen usw.? (b) Wie stellt sich hier das Verhältnis von
Gleichheit
und Freiheit dar? (c) Wie steht es hier um Brüderlichkeit und
Solidarität? (d) Wie steht es hier um das Dahrendorfsche Verhältnis und
"Ungewißheit und Freiheit"? (e) Welche
Moralstufen nach Kohlberg werden
hier sichtbar? Nach dieser Diskussion Diskussion versuchen wir, das
NS-Bildungsideal zu benennen und stellen es in Kontrast zu dem von Hartmut
von Hentig und einem aus unserem Unterricht resultierenden Bildungsbegriff.
Dann nehmen wir die Erziehungsziele und die
Erziehungspraxis in der Bundesrepublik Deutschland nach 1949 in den Blick
und sehen, was nach der NS-Diktatur langsam in Gang kam und machen uns so
mit dem Gedanken vertraut, dass Erziehung und Bildung immer historisch
bedingt sind, d.h., dass sie immer nur im Kontext der jeweiligen Zeit zu
verstehen sind. Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf drei
Zeitabschnitte nach 1949: (1) 49-65 Restauration des
Bildungswesens (2) 65-75 Schulreform und Bildungsexpansion (3) 75-89
Stagnation und Konsolidierung. Zur Phase "Restauration des
Bildungswesens" konntet ihr mich als "Zeitzeugen" nutzen und euch in die
Nachkriegssituation einfühlen. Dazu noch ein Romanausschnitt, der eine
typische Vater-Sohn-Nachkriegsdebatte plastisch macht. Auf diesem
historischen Hintergrund betrachten wir zwei konkurrierende pädagogische
Positionen zu der Frage, wie es nun nach Hitler in der jungen
Bundesrepublik pädagogisch weitergehen soll. Die eine Position stammt von
Friedrich Oetinger und die andere von Theodor Litt. In diesem konkreten
Fall wird schön deutlich, dass das, worum sich bei beiden der Streit
dreht, nur vor dem Hintergrund der Zeit wirklich verstanden werden kann
und die Beurteilung der Streitpositionen aus heutiger Sicht u.U. ganz
anders, vielleicht sogar umgekehrt gesehen werden könnte. So könnte
methodisch auch eine Abituraufgabe daherkommen: + Eine historischen
pädagogische Theorie oder einen Theorienstreit zunächst einmal inhaltlich
klären, + dann in die jeweilige Zeit hineindenken und + dann die
historische Problemsicht mit der aktuellen so vergleichen, dass für heute
Handlungsrelevantes dabei herauskommt. Was zumindest
wissenschaftspropädeutisch dabei herauskommen sollte ist, dass aktuelle
Theorien nicht überbewertet werden. Auch sie sind historisch - aktuell
historisch bedingt, ein Problem der Zeit soll gelöst werden. Dazu kann
Wissenschaft Vorschläge transparent diskutierbar machen, die Entscheidung,
was getan werden soll, muss in der Demokratie letztlich aber von den
Bürgern getroffen werden. Es geht also auch hier nicht um den
Wahrheitslieferanten Wissenschaft, sondern um die Frage, welche Theorie
ist nach Ansicht der entscheidenden Bürger der bessere aktuelle
Problemlöser.
Stichwort Erörterung: Zu erörtern war, ob
die Initiative "Mut zu Erziehung" oder die Initiative "Erziehung zu Mut"
zielführender sei? Dabei wurde zum Thema Erörterung methodisch klar, dass
es dabei ganz elementar um eine Pro&Contra-Abwägung geht. Wenn man sich am
Ende ganz auf die eine oder die andere Seite schlagen will, macht
eigentlich eine Erörterung, in der auch die Gegenseite dargestellt wird,
wenig Sinn. Eine Eörterung ist so gesehen nichts für Schwarz-Weiß-Denker,
für Wahrheitsapostel der einen oder anderen Seiten, sondern nur etwas für
Sucher nach einem vernünftigen beiderseitigen Kompromiss. So gesehen ist
die Erörterung eine grundlegende demokratische Methode: Es wird nicht nach
eindeutigen Wahrheiten gesucht, sondern unter nach einer vernünftigen
Lösung eines Problems, dem eher alle zustimmen können, ohne dass es
Verlierer und Gewinner und so eigentlich nur Gewinner gibt. Dazu zwei
Beispiele im
Link.
Zusatzaufgabe: Parallel dazu wäre es
schön, wenn sich Interessierte zu einem Referat entschlössen. Sie sollten Staatsbürgerkunde-Bücher aus der DDR
aus der Zeit nach 1949 in den Blick nehmen,
die die autoritär diktatorische Praxis dort deutlich werden lassen. Die
o.g. Vater-Sohn-Nachkriegsdebatte passt übrigens auch hier gut, um den
Zeithintergrund und das Lebensgefühl der Menschen zu erfühlen.
|
|
(3) Demokratische Schule (2) Fend: Schule und ihre
gesellschaftliche Funktion Werfen wir nun einmal einen
soziologischen Blick auf die Schule. Stellen wir uns aus
gesellschaftlicher Perspektive die Frage: Wozu benötigt eine Gesellschaft
überhaupt so etwas wie die Schule? Ginge es nicht auch ohne? Was gelänge
in der Gesellschaft nicht, wenn es keine Schule gäbe? Oder: Was leistet
Schule elementar Wichtiges für die Gesellschaft? Warum ist die Schule für
die Gesellschaft unentbehrlich? Eure ersten Überlegungen dazu waren,
was nach unserer bisherigen Herangehensweise nicht verwunderlich war,
stark davon geprägt, was die Schule für Euch Schülerinnen und Schüler tut.
So kamt ihr schnell auf Funktionen der Schule wie: Qualifikation,
Personalisation auch Integration. Es sollte aber auch darum
gehen, was die Schule für die Gesellschaft tut. Und hier rückt die
Selektion nach Fend in den Blick. Vergleicht man so den Blick
Hurrelmanns, der eher aus der Perspektive des einzelnen Jugendlichen auf
den Identitätsentwicklungsprozess schaut, mit dem Blick von Fend, der
betrachtet, was die Schule für die gesamte Gesellschaft leistet, wird
Folgendes deutlich. In der Selektionsfunktion könnten Jugendliche so
selektiert werden, dass sie diese Selektion eher als schreiende
Ungerechtigkeit erleben. Eine solch negative Erfahrung sollte jedoch
möglichst nicht auftauchen. Das kann jedoch nur dadurch "geheilt" werden,
dass die Institution Schule die Prozesse, die zur Selektion beitragen, mit
der Qualität durchführt, die Hurrelmann mit produktiver
Realitätsverarbeitung, mit Selbstorganisation, mit schöpferischer
Konstruktion und mit eigenständiger Lebenführung beschreibt. Das sind
die vier Sterne oben auf unserer
Hurrelmanngrafik, die die Qualitäten nennen, mit denen Jugendliche
ihren Identitätsentwicklungsprozess im Spannngsfeld von Integration und
Individuation selbst in die Hand nehmen können sollen, damit sie sich mit
dem Ergebnis weitestgehend identifizieren können. So kann ein akzeptierter
Selektionsprozess stattfinden.
Mit den Überlegungen von Andreas Gruschka schließen wir den
Blick auf Fend ab. Er schaut auf die Theorie Fends und untersucht die
Frage, ob die Leitideale der bürgerlichen Gesellschaft von "Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit", seiner Auffassung nach pädagogisch gewandt
als "Allgemeinbildung, Gerechtigkeit, Mündigkeit und Solidarität", in der
Schule nicht in arge Zielkonflikte geraten. Er zeigt dann, wie mit einem
strukturfunktionalistischen Ansatz Licht in schulpolitische Grabenkämpfe
gebracht werden kann. Sein Blick stellt so mehr Fragen, als klare Position
zu beziehen. So findet er bei aller Kritik, die am dreigliedrigen
Schulwesen zu äußern sei, dennoch dass das Bewusstsein für
schichtenspezifische Ungerechtigkeit bei existierendem dreigliedrigen
Schulwesen für Betroffene präsenter bleibe, als wenn bei flächendeckender
Gesamtschule leicht glauben gemacht werden könne, dass die Selektion
streng nach Leistung gerecht erfolge, was aber nur im äußersten Idealfall
so sei. - Ihr müsst aus diesen Einerseits-andererseits-Überlegungen für
Euch eine abwägende Position entwicklen, die Ihr in die allgemeine Debatte
bzw. in eine Klausur einbringen könnt.
|
|
(2) Demokratische Schule (1)
In unserer globalisierten Welt ist interkulturelle Pädagogik kein
Teilgebiet der Pädagogik mehr. Denn allgemeine Pädagogik ist heute immer
gelichzeitig auch interkulturelle Pädagogik. Wenn es uns auf Dauer nicht
gelingen wird, in einer Welt, in der unterschiedlichste kulturelle
Wahrheiten aufeinandertreffen, erfolgreich zu beweisen, dass es einen Weg
des klugen Kompromisses gibt, in dem jeder mit seiner Wahrheit ein Chance
zur Integration hat, dann wird die demokratische Lebensform auf Dauer
nicht überleben. So ist einerseits größte Toleranz erforderlich, aber
andererseits auch ebenso klar, dass es Toleranz für hartnäckig Intolerante
nicht geben kann. Denn die Freiheit des Einen hört da auf, wo die des
Anderen beginnt. Schulpädagogisch folgt daraus die Frage, wie muss eine
Schule verfasst sein und funktionieren, die gelingende demokratische
Praxis erlebbar macht. Dass das Erleben einer gelingenden demokratischen
Praxis sich nicht in Klassensprecherwahlen erschöpfen kann, ist uns schon
klar geworden und irgendwie gab es das Gespür dafür und die Forderung
dazu, dass es auch möglich sein müsste, dass es gelingt, dass z.B.
Schülerinnen und Schüler (SuS) zusammen mit Eltern sich gegenüber
Lehrerinnen und Lehrer (LuL) durchsetzen können oder auch LuL und SuS
gegen die Eltern oder eine Mehrheit unter allen Gruppen der Schulleitung
einen Auftrag gibt, auf den diese so selbst nicht gekommen wäre. Dazu nun:
Lawrence Kohlberg: Just Community und Stufen Moralentwicklung
Mit der "Just Community" ist Kohlbergs Theorie einer Schule in
Blick, in der es passend zu unserer Theorie einer gelingenden
demokratischen Praxis um eine Schulverfassung geht, die genau diese
gelingende Praxis im Zielfokus hat. Dass es nicht "Democratic Community"
heißt, sondern das Adjektiv "just" lautet, kommt im Kohlbergschen
Zusammenhang daher, dass er seine Theorie der Moralentwicklung in der
"Just Community" gespiegelt sehen möchte. Am Ende der Kohlbergschen
Moralentwicklung steht ein eigenständig ethisch-moralisch denkender und
handelnder Mensch, der einerseits eine eigene moralische Grundsätze
begründet vertritt und andererseits auch moralischen Kompromisse der
Gemeinschaft zustimmt. Aus unserer Sicht interkultureller Pädagogik könnte
man sagen, das "Endprodukt" hat eine reflektierte eigene Moral bzw. seine
eigene Wahrheit und ist zudem in der Lage, genau das Anderen auch
zuzugestehen und entsprechend Kompromisse zu schließen, die seine
individuelle Freiheit an der Grenze der individuellen Freiheiten der
Anderen enden lässt. Ausblick: Zusätzlich wird im Zuge
der Moralentwicklung deutlich, dass o.g. "Endprodukt" sich langsam
entwickelt. Hier wird es eine Fülle von Parallelen zu unseren Theorien der
demokratischen Identitätsentwicklung geben, z.B. zu Hurrelmann und zu
Mead, geben. Darüberhinaus wird sich mit Fend
soziologisch die Frage stellen, welche Funktionen von Schule
gesellschaftlich existieren und wie sich alles bislang Besprochene dort
widerspiegelt. Danach werden wir das bislang erworbene Wissen
historisch einordnen und festigen, indem wir es auf das Abithema: "Erziehungsziele
und Erziehungspraxis in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1989"
beziehen. Dazu werden wir zunächst einen Blick in das NS- und
DDR-Schulsystem. Was das für die pädagogische
Professionalisierung vor allem im Vorschulbereich bedeutet, ist
dann eine weitere Frage, die alles im Bildungsbegriff
bündelt. Mit diesen Infos macht es dann langsam einmal Sinn, in die
inhaltlichen
Vorgaben für Euer Abitur zu gucken. (s.a. ganz oben
rechts)
|
|
(1) Interkulturelle Pädagogik - Demokratie und Pädagogik
Wenn demokratische Identitätsentwicklung so erfolgen muss, wie wir es in
der Q1 gipfelnd bei Hurrelmann gesehen haben, stellt sich nun die Frage,
wie das heute in unserer globalisierten Welt mit Migration und wachsendem
Nationalismus klappen kann. Im Blick auf den Fall Hasan gab es folgende
Erkenntnisse: (a) Migration ist ein Mehrgenerationen-Projekt (b)
Interkulturelle Pädagogik muss möglichst früh im Leben junger Migranten
dafür sorgen, dass sie mit unserer Sprache und unseren kulturellen Werten
in Kontakt kommen. (c) Wenn bei uns jeder seine eigene Wahrheit bis zur
Grenze der Freiheit des Anderen leben darf, dann darf es bei der
Integration von Migrantenkindern nicht dazu kommen, dass sie sich zwischen
ihren Eltern und uns entscheiden müssen. (d) Nur wenn wir, die
Toleranten, den Weg zu klugen Kompromissen ebnen, kann es gelingen.
Will man diese ersten Überlegungen etwas tiefer fundieren, kann man mit
Immanuel Kant und Ralf Dahrendorf beginnen. Kant macht uns klar, dass wir,
sofern wir uns von Anderen lenken lassen, uns in "selbstverschuldeter
Unmündigkeit" befänden. Aus dieser befreie uns nur der Mut, sich unseres
eigenen Verstandes zu bedienen und Einspruch und Widerspruch zu erheben.
Dahrendorf - so könnte man sagen - ergänzt, dass immer dann, wenn die eine
Wahrheit gefunden würde, also Gewissheit herrsche, die Freiheit beendet
sei. Nur die prinzipielle Ungewissheit, dass keiner den einen bzw. den
besten Wege erkennen könne, mache letztlich demokratische Freiheit
möglich. Wollen wir also demokratisch zusammenleben, dann darf es
niemandem geben, dem zugestanden werde, bessere Erkenntnisse als alle
Anderen zu haben. Andersdenkende zu achten, ist in dieser Sicht klug,
weil Vielfalt bei der Suche nach dem besseren Weg hilfreich ist. Auf
Einfalt zu setzen führt hingegen in die "selbstverschuldete Unmündigkeit".
Journalisten, die z.B. in der Türkei oder im Iran, den Mut hatten, sich
ihres eigenen Verstandes zu bedienen, sitzen im dort Gefängnis. Unsere
ersten Folgerungen für die pädagogische Praxis weisen in die Richtung,
dass es nicht nur darauf ankommen kann, demokratisches Wissen zu
vermitteln und in Tests abfragbar zu machen, sondern: Wir müssen
eine gelingende demokratische Praxis erlebbar machen. Dazu
arbeitet ihr nun an der Aufgabe, was entsprechend zu tun ist, wenn
folgender Fall eintritt. In einer 9ten Klasse steht eine Klassenfahrt in
eine 80km entfernte Jugendherberge an. Der Vater eines muslimischen
Mädchens verbietet seiner Tochter die Mitfahrt, weil in der Jugenherberge
auch die Jungen übernachten. Die Tochter möchte zu gerne mitfahren, aber
sie liebt auch ihren Papa. Wie muss hier eine gelingende demokratische
Praxis vor allem für die Tochter inszeniert werden? Vorschläge:
Dazu gab es viele Vorschläge von Euch. In vielen Vorschlägen
wurde so lange mit dem Vater geredet, bis dieser klein beigegeben hat.
O.k., dann ist das Problem gelöst. - Spannender und typischer für gute
interkulturelle Pädagogik ist allerdings die Lage, wenn der Vater aus
Glaubensgründen nicht glaubt, nachgeben zu können. Dann sitzt die hier
geborene Tochter zwischen allen Stühlen, es gibt für sie nur schwarz oder
weiß. Genau das darf in guter interkultureller Pädagogik nicht passieren,
wenn es klug sein soll, davon auzugehen, dass weder Schwarz noch Weiß ganz
Recht hat bzw. dass es nicht die eine Wahrheit gibt. Die
Tochter muss erleben, dass es mit zwei Wahrheiten eine praktische Lösung
geben kann: Im vorliegenden Fall, der so auch konkret geschah,
verlegte der Lehrer die Klassenfahrt in eine nahegelegene Jugendherberge
und fuhr die Tochter abends nach Hause und holte sie morgens vor dem
Frühstück wieder ab. Die Tochter saß nicht zwischen allen Stühlen. Sie
erfuhr, dass in gegenseitig respektvollen demokratischen Zusammenhängen
sie gute Tochter und integrierte Mitschülerin sein konnte. Zum Vater ergab
sich in der Folge ein gutes Verhältnis. Auch er schätzte den Respekt, den
er erfuhr. Bei der Abschlussfeier räumte er ein, dass von ihm klüger
gewesen wäre, die Tochter selbst zu fahren, denn an dieser Stelle sei der
kompromissbereite Lehrer bei der Tochter besser "weggekommen". "Genau!",
hat sich der interkulturelle Pädagoge gedacht, "Ansonsten hätte ich sie
auch nicht gefahren." Denn Integration in die demokratische Gesellschaft
heißt, dass erlebbar sein muss, dass Respekt vor anderen Wahrheiten
praktisch erfolgreich gelebt werden kann. So wird man zwanglos aus
Überzeugung Demokrat. Dass schafft kein Einbürgerungstest bzw. kein
spezieller Wertekundeunterricht, der nur Wissen vermittelt und kein
erfolgreiches Gelingen fächerübergreifend inszenieren kann.
Zusatzaufgabe: Lest den Text der Rede von Navid Kermani, die
dieser zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels
gehalten hat. Identifiziert den Absatz, der das Thema, den Anderen zu
respektieren bzw. die Haltung des "Du-könntest-auch-Recht-Haben" noch
weiter und auf die die Spitze treibt. Reicht dazu ein Blatt oder eine Mail
ein, die aus der hier entwickelten Sicht zur interkulturellern Pädagogik
authentisch begründet, warum genau das der identifizierte Absatz tut.
|
|
(0) Anknüfung an die die Q1
In der Q1 haben wir zum Schluss die Theorie von Klaus Hurrelmann
bearbeitet und anhand unseres Begriffsnetzes zu Hurrelmann zweierlei in
den Blick genommen. Zum einen stellten wir fest, dass Hurrelmann gut die
"Deckeltheorie" zur Q1 darstellen kann. Alle besprochenen Zusammenhänge
laufen unter dem Dach des Hurrelmannschen Denkens zusammen und zeigen uns
so zum anderen, welche Qualitäten eine demokratische Identitätsentwicklung
in Eurere Jugendzeit mit sich bringen muss. Vier Aufgabenbereiche stellen
sich: (1) Qualifizieren, (2) Binden, (3) Konsumieren und (4) Partizipieren.
Ihre Bewältigung muss durchdrungen sein von Eurer Selbstorganisation,
Eurer produktiven Realitätsverarbeitung, Eurer eigenständigen
Lebensführung und somit Eurer schöpferischen Konstruktion Eurer Identität
im Wechselspiel von Individuation und Integration. So starten wir in
die Q2 und hören Eure Vorträge zur Zusammenfassung der Q1 unter dem Dach
des Hurrelmannschen Denkens.
|
|
Einfügezeile
Text
|
Link
|