Interkulturelle Bildung  -  Nieke/Löcher
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Unserer Gesellschaft gerecht werdend muss Pädagogik
> die Bedingungen der Möglichkeit von Mündigkeit und Demokratie ergründen und erkunden, sie überzeugend inszenieren und gelingend erlebbar machen.
Wenn es also - anders ausgedrückt - Aufgabe der Pädagogik ist,
> all die Zusammenhänge zu erforschen, die den Weg hilfreich begleiten können, wie aus noch kleinen unmündigen Menschen mündige Erwachsene werden, die unser demokratisches Gemeinwesen aktiv unterstützen und fortentwickeln,
dann stellt sich im Blick auf das Thema Interkulturelle Pädagigk die Frage, was diese hierzu Zielführendes beitragen kann.


Pädagog*innen können zunehmend weniger zwischen Allgemeiner Pädagogik und Interkutureller Pädagogik unterscheiden. Denn in unserer globalisierten Welt leben immer mehr Menschen unterschiedlichster Herkünfte und Wahrheiten miteinander zusammen. Das wird sich auch nicht mehr zurückdrehen lassen, auch wenn viele, zumeist arg Rechtsgesinnte davon träumen, ihre Zukunft in der Vergangenheit der Nationalismen zu finden. Solchen Ängsten und Träumen zum Trotz muss Interkulturelle, muss Allgemeine Pädagogik in der globalisierten Welt einen Weg aufzeigen, wie man in allen Bildungsinstitutionen und in der Erziehung insgesamt trotz größter Unterschiede ein friedliches Zusammenleben ermöglichen kann. Hier ist nicht nur die Pädagogik gefragt, aber sie hat einen Anteil am Ganzen, ohne den es letztlich nicht geht.

Wenn es um die Interkulturelle Bildung im Pädagogik-Unterricht geht, muss man darauf hinweisen, dass Wolfgang Nieke schon einmal zu den geforderten Inhalten zählte. Deshalb geistert er weiter durch die Bücher und Handreichungen zum Unterthema Interkulturelle Bildung des Inhaltsfeldes 4. Das ist aber höchst kritisch. Denn einige Abiture zuvor gab es eine Abituraufgabe zum Thema Interkulturelle Bildung, in der Nieke mit Hilfe der Autorin Seyran Ates (Der Multi-Kulti-Irrtum) kritisch auseinandergenommen werden musste und konnte. Im Blick auf die alte Inhaltsvorgabe Nieke zeigt das eine deutliche Lernfähigkeit der Vorgabenersteller. Für diejenigen, die weiter mit Nieke beschult wurden, kommt hier rechts Nieke auch vor. Wenn ihr nichts anderes präsentiert bekamt als Nieke, werden eure Lehrer*innen das fairer Weise ggfs. berücksichtigen und mit dem Zweitkorrektor klären müssen. Vielleicht findet aber auch euer Erwartungshorizont 2021 Nieke wieder toll.

Ich finde Nieke nicht toll, wie meine kritischen Bemerkungen zur Nieke-Darstellung zeigen. Sie gehen von einem anderen, grundsätzlicheren Denkansatz aus. Diesen kann man im ersten Zugang über "ZENTRALE  GRUNDSÄTZE" in den Blick nehmen. Deren theoretische Grundlagen finden sich in "Interkulturelle Pädagogik". In "Bezüge zu Mead", "Bezüge zu Kohlberg" und "Bezüge zwischen Mead und Kohlberg" werden zughörige zentrale Verbindungen klar.

Der Argumentationskern dieses Ansatzes liegt in der Dahrendorf-Erkenntnis, dass in allen Gesellschaften immer dann Freiheit, Demokratie und Gleichwertigkeit verloren haben, wenn irgendwer behauptet, die alleinseligmachende Wahrheit zu besitzen, und die ausreichende Macht hat, seine Wahrheit durchzusetzen. In seinen Schulen wird man nicht lernen, wie man sich mit eigenen Argumenten durchsetzen kann. Diese Fähigkeit macht dort keinen Sinn, weil es wegen einer alleinseligmachenden Wahrheit sinnlos ist zu debattieren.

Wenn wir also weiter so miteinander leben wollen, dass jeder seine eigene kleine Wahrheit argumentativ in die allgemeine Debatte einbringen darf, dann darf es nicht die eine alleinseligmachende Wahrheit geben, dann muss es viele Wahrheiten bzw. prinzipielle Ungewissheit geben. Das ist nach Dahrendorf die Bedingung der Möglichkeit von Freiheit und Demokratie: In Ungewissheit sind wir frei, während Gewissheit und allgemeine Wahrheit uns die Freiheit raubt. Ich nenne das die Dahrendorf-Formel - mathematisch geschrieben - Ungewissheit : Freiheit = Gewissheit : Unfreiheit. Die Ungewissheit verhält sich zur Freiheit, so wie sich die Gewissheit zur Unfreiheit verhält. Logisch und argumentativ ist das nicht bestreitbar:

Die Dahrendorfformel spiegelt so den Urglauben der Demokraten. Sie beschreibt die Bedingung der Möglichkeit von Demokratie: Wenn ich demokratisch leben will (Möglichkeit), dann muss ich von prinzipieller Ungewissheit ausgehen (Bedingung). Oder umgekehrt: Wenn ich in Unfreiheit leben will oder mich nach einem Führer sehne (Möglichkeit), dann muss Schluss sein mit den Debatten und Demonstrationen (Bedingung), da es nur einen Weg und nur eine Wahrheit gibt, welche mit Macht durchgesetzt werden darf und muss.

An dieser Stelle nun müsste der kritische Leser vehement Folgendes einwenden: Man kann doch nicht einerseits ganz auf der Seite der Ungewissheit stehen und dann andererseits mit dieser Gewissheit von der Dahrendorfformel als demokratischem Urglauben sprechen. Verkündet hier nicht der Kritiker einer alleinseligmachenden Wahrheit selbst eine allgemeinseligmachende Wahrheit?  In der Tat, das ist ein echtes Dilemma.

Der hier vertretene Ansatz Interkultureller Pädagogik entkommt dem Dilemma aber dadurch, dass er zwar mit der Dahrendorfformel für das Demokratische wirbt, aber nie autoritär zum Demokratischen zwingen würde. So liegt die Aufgabe interkultureller Pädagogik darin, in Bildungsinstitutionen und Erziehung insgesamt eine Erlebniswirklichkeit zu inszenieren, in der die Heranwachsenden das Demokratische so lernen und erleben können, dass sie sich freiwillig für Demokratie und demokratischen Einsatz entscheiden. Denn beim Wollen-Sollen ist Freiwilligkeit unerlässlich.

Mit Blick auf die Argumentationsfigur "Bedingung der Möglichkeit" steht hier die Möglichkeit Demokratie zur freien Wahl, diese Wahl hat allerdings - einmal getroffen - zwingende logische Folgen. Das wird auch am Alltagssatz deutlich: Wenn ich Fahrrad fahren will (Möglichkeit), benötige ich Luft im Schlauch (Bedingung).

Welche elementardemokratischen Fähigkeiten und Bereitschaften dazu zwingend als erfolgreiche erlebbar gemacht werden müssen, steht hier.

Dass Erziehen zu aktiven Demokrat*innen ist ohne eine erfolgreich erlebte demokratische Praxis nicht vorstellbar. In diese Praxis müssen die Erzogenen als Gleichberechtigte involviert sein.

Vor allem vielen Bildungsbürokraten und auch vielen Pädagog*innen und Lehrer*innen ist diese Forderung einerseits klar, andererseits aber auch ein wenig unheimlich. Man hört dann das Argument: "Aber in Klasse 7 .....?" - Ja, eingangs geht es noch nicht. Ausgangs muss es aber erreicht sein. Unterwegs muss es deshalb alsbald eingeführt werden. Die Kohlbergsche Just Community zeigt den Weg auf, den deutsche Schulen eher meiden.
Aufeinandertreffen
grundlegender Unterschiede:

z.B.:
Beschneidungsverbot?
Mindmap dazu

Theoretische Grundlagen:
Interkulturelle Pädagogik
Bezüge zu Mead
Bezüge zu Kohlberg
Bezüge Mead+Kohlberg

Folgerungen:

Mead-Kant-Dahrendorf

ZENTRALE  GRUNDSÄTZE

Ansatz Nieke:
Überblick Nieke
Kritik an Nieke

Von der Ausländerpädagogik
zu Interkultureller Bildung



Nachdenkenswert:

Lothar Roos


Wollen Sollen?
Die wesentliche Vernetzungen mit anderen Themen sind in die obige Darstellung integriert und betreffen Mead, Kohlberg, Kant und Dahrendorf. Zu ergänzen wäre noch:

Fend: Von Fend her gedacht ist das zuvor Dargestellte besonders interessant, geht es doch bei ihm auch darum, wie Schulpflicht einerseits und freiwilliges Demokrat*innentum andererseits zusammengedacht werden können, so dass eine Schulpraxis entsteht, die trotz Schulpflicht durch eine erfolgreich erlebbare demokratische Praxis überzeugt.

Vorschulchancen: Von hier her gedacht ist man im Bildungssystem sicher noch an der Stelle, die in der Tabellenzeile zuvor mit "eingangs" angesprochen wurde. Aber auch hier gilt es, schon wesentliche Dinge vorzubereiten, die dann im späteren Unterwegs höchste Bedeutung haben. Das wird bei Freud, Erikson, Mead und auch Piaget klar.

Genau dieses zielorientiert und langfristig angelegte Handeln ist ein zentrales
Kennzeichen pädagogischer Professionalität
.

Fend




Vorschulchancen