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Lernen in der Gesellschaft: Bin ich nur die Summe meiner Rollen? Oder: Wer
bin ich und wenn ja wie viele?
Einen elementaren Rollenbegriff konnten wir mit Eurem Vorwissen rasch
klären. - Die danach aufgeworfene Frage: Sind wir mehr als die Summe
unserer Rollen, brachte eine kontroverse Diskussion. Einige waren, der
Auffassung: "Ja, wir sind die Summe unserer Rollen." Andere waren eher
unzufrieden damit, sie forderten, dass es da etwas Eigenes geben müsse,
das jeden von uns trotz aller gespielten Rollen selbst ausmache. Bei
den Bemühungen darum, wie man denn "beweisen" könne, dass es das o.g.
Eigene wirklich gebe, kamen einige auf den Gedanken, dass der gerade
behandelte Freud mit dem ES etwas im Blick habe, das uns zutiefst eigen
sei. - Aber auch hier, das besprachen wir zuvor, gibt es Beweisprobleme.
Bei Freud hatten wir gesagt, dass die Freudsche Theorie sich nicht im
Mikroskop und im Computertomograhen beweise, sondern ihr
wissenschaftliches Überleben dadurch erlangt habe, dass die Psychonanlyse
Probleme lösen, d.h. Neurosen heilen könne. Es ist also weniger wichtig,
das Unbewusste sichtbar zu machen, als vielmehr zu belegen, dass jemand,
der psychoanalytisch denkt, in der Lage ist, eine Neurose zu heilen.
Zentral kommt es auf die Problemlösungskraft von Theorien an,
nicht auf ihre empirische oder "mikroskopische" Nachweisbarkeit. Wendet
man nun diesen erkenntnistheoretischen Gedanken auf das o.g. Rollenproblem
an, wird rasch klar, dass wir als Kinder unserer Zeit, die an das
demokratische "one man, one vote" glauben, eine Rollentheorie benötigen,
die uns dabei hilft, das Problem überzeugend zu lösen, das jedem etwas
Eigenes zubilligt und es erfolgreich fördern kann, damit die Stimme für
jeden - one man, one vote - überhaupt Sinn macht. Dazu betrachteten wir
mittelalterliche Rollen, die Menschen in ihrer Identität extrem
festlegten, weil über Gott, Papst und Kaiser die Gesellschaft von außen
gesteuert wurde. Auch erste Sozialwissenschaftler wie Parsons betrachteten
die nun nicht mehr von außen gesteuerte Gesellschaft eher wie einen
Organismus, in dem die Zellen, die die Rolle "Herz" spielen, nicht auf die
Idee kommen dürfen, das Blut anders herum zu pumpen. Die Gesellschaft als
festgefügter Rollenmechanismus ist wiederum ein Gedankenkonstrukt, das das
demokratische Problem nicht löst oder gar befördert: Demokraten
benötigen eine Rollentheorie, die dem Einzelnen etwas Eigenes zubilligt
und dieses Eigene zu fördern weiß. Außerdem muss dabei der Andere so
gesehen werden, dass es Sinn macht, mit ihm respektvoll und friedlich
demokratisch zusammenzuleben. Das kam bei Euch so wunderbar
klar heraus, dass wir schon einen Blick auf einen Theoretiker werden
mussten, der genau das o. G. leistet und in der 12 intensiver behandelt
wird.
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(5) Der Mensch als Triebwesen: Freud und seine Revolution im Blick auf den
Menschen
Mit Siegmund Freud lernen wir den Darwin und den Galileo der Psychologie
kennen. Sein psychoanalytischer Blick auf den Menschen, hat seinen
Wissenschaftsbereich für immer verändert. Bisherige Grundwahrheiten wurden
durch neue ersetzt. Wissenschafts- und Erkenntnistheoretiker sprechen von
einem Paradigmenwechsel. Vor Darwin war der erste Mensch für alle Adam,
heute verstehen wir uns als Wesen, die in der Evolution letzlich von Wesen
abstammen, von den auch der Menschaffe abstammt. Vor Freud hielt sich der
Mensch für ein Wesen, das grundsätzlich unterschiedlich zum Tier seine
Geschicke verstandesgemäß und bewusst selbst steuert, heute wissen wir,
dass wir "nicht Herr im eigenen Haus" sind, dass wir auch aus dem
Unbewussten gesteuert werden und dass unsere Triebe aus der Evolution zu
verstehen sind, wie uns der Film "Damenwahl bei Herrentieren" so
eindrücklich zeigte.
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(1) Einführung in das Erziehungsfeld: Möchte ich bei solchen Eltern
leben?
Was alles zum Erziehungsbegriff und zum
Erziehungsfelde dazugehört, erarbeiten wir uns anhand eines
Erziehungsbegriffs aus einem anderen Kulturkreis. Das und die Tatsache,
dass zur Erläuterung mit einer Metapher gearbeitet wird, macht es uns
eigentlich leicht, eigene Worte zu finden, um "Erziehung" zu definieren.
Die Erziehungsvorstellung vob Khalil Gibran enthält zwar wichtige
Eckpunkte einer Erziehungsdefinition wie Erzieher, Erzogener, Ziele und
Methoden. Er vertritt aber eine totalitär autoritäre Erziehung, weil die
Erziehungsziele in seinem Denken weder von Erziehern noch von Erzogenen
mitbestimmt werden. Letztere haben nur brav das zu tun, was eine höhere
Macht von außen vorgibt. Zu unserer demokratischen Vorstellung passt das
nicht. Nach unserer Auffassung müssen die Erziehungsziele Produkt einer
Vernunftdiskussion zwischen Erzieher und Erzogenem auf dem Hintergrund
unserer demokratischen Gesellschaft sein.
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Mit Erziehungstheorien argumentieren: Z.B.: Hurrelmann im pädagogischen
Fachaufsatz? Mit dieser unserer Definition
arbeiten wir nun weiter und beziehen diese auf den Fall Huber. Wir
versetzten uns dabei in Situation eines VHS-Lehrers, der einen Vortrag vor
Vätern wie Herrn Huber hält und diesen einen Erziehungsstil näher bringen
will, der mehr auf Selbst- und Eigenständigkeit setzt - kurz, der
demokratischer ist. Hieran erarbeiten wir eine typische Gliederung für
einen pädagogischen Vortrag, der ein Fallbeispiel und eine Theorie zu dem
Zweck zusammenbringt, begründet darzulegen, was bislang nicht richtig war
und demnächst besser gemacht werden kann. Danach nehmen wir die Theorie
eines ersten echten Pädagogik-Professors in den Blick. Es geht um Klaus
Hurrelmann und seine Theorie zu den Erziehungsstilen. Diese beziehen wir
noch einmal auf den Fall Huber, um dann in der Klausur Hurrelmann auf ein
neues Fallbeispiel anzuwenden.
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